Freitag, 20. Mai 2016

Wie geht es weiter?



Als ich heute aufgewachte und auf mein Handyschaute, hatte ich eine neue E-Mail von Pro REGENWALD. Sie beinhaltete die Info, dass, wir so schnell wie möglich verbindlich Bescheid sagen sollen wenn wir verlängern wollen, damit Pro REGENWALD die Monate für uns beim Weltwärts Programm beantragen kann. 
 
Diese Mail hat mich darauf hingewiesen das meine Zeit hier nun wirklich langsam abläuft. Bin ich schon bereit dafür? Ich könnte ja auch verlängern Bis her habe ich es geschafft die Gedanken an diese Frage weitgehend zu verdrängen und wenn, dann habe ich eben drüber nachgedacht, aber mit der Gewissheit, dass ich diese Entscheidung noch nicht treffen muss. Doch jetzt ist der gefürchtete Moment gekommen, in dem ich entscheiden muss, ob ich im Oktober meine Familie in Deutschland wiedersehe oder ob ich meine gerade gewonnen Kenntnisse und Fähigkeit noch ein paar Monate länger einsetzen kann und den Abschied von meinen Freunden und meiner Familie hier noch etwas länger herauszögere.
Ich gehe davon aus, dass ich die Menschen die ich hier liebgewonnen habe, nie wieder sehen werde. Vielleicht per Skype, aber ich werde sie wohl nicht nochmal besuchen. Zu wertvoll ist die Zeit die ich mit ihnen hatte, ich möchte sie nicht zerstören, in dem ich versuche sie zu wiederholen. Es wird ein Abschied für immer.

Ich habe schon oft daran gedacht wie viel effektiver es wäre, wenn die Freiwilligen nicht nur ein Jahr belieben würde. Gerade wenn man die Sprache beherrscht und sich eingearbeitet hat, fährt man auch schon wieder zurück.
 Ich hab noch so viele Ideen was ich hier machen kann und möchte noch so viel lernen, sehen und erleben. Ich hatte niemals in diesem Jahr das Gefühl, dass ich viel Zeit hab. Ich war mir die ganze Zeit darüber bewusst, dass die Zeit rennt, nur leider hilft das nicht, denn viele Sachen brauchen Zeit. Die Verbindung zu einer Familie und zu Freunden, sowie das Lernen einer Sprache funktionieren nicht von heute auf morgen, ebenso wie die Eingliederung in das Arbeitsteam. 

Andererseits merke ich aber auch, dass ich zuhause viel verpasse. Und auch in Deutschland gibt es viele Projekte anzupacken und eigentlich Liebe ich mein Leben in Deutschland wirklich sehr und weiß auch besser, wie ich Umweltaktionen planen kann. Nur leider vermisse ich mein Leben in Deutschland nicht es ist schon viel zu weit weg, das ich es mir gar nicht mehr richtig vorstellen kann, bzw. vorstellen schon aber es ist nur in meinem Kopf das Gefühl fehlt, nur in Ausnahmen  wenn ich zum Beispiel mit meinen Geschwistern skype, habe ich fühle ich das ich bald zurück will, weil ich sonst zu viel verpasse. Meine kleinste Schwester hat in der Zeit in der ich weg bin Sprechen gelernt, die Andere ist nun aus den Kinderschuhen rausgewachsen, eine Sportskanone geworden und entwickelt sich ebenfalls in rasend schnellem Tempo. Die Gesundheit meiner Oma wird nicht besser und es gibt noch so viel was ich nicht von ihrem Leben weiß. Ich möchte die Zeit mit meinem Opa auf dem Meer genießen solange er noch fit.

Und wenn ich zurück komme stellt sich die Frage was ich dann mache? Direkt weiter zum Studium? Ankommen, Umziehen, Studieren, wieder eine neue Umgebung? Neue Freunde? neuer Alltag? Ich weiß nicht ob ich die Kraft habe,  mir schon wieder ein neues Leben aufzubauen. Dazu bin ich mir sicher, dass ich einige Zeit brauchen werde um mich wieder an Deutschland zu gewöhnen die Stadt , die Mentalität, die Menschen, die Art zu wohnen, das Fehlen der Tiere, die hier einfach alles bis hin zu meinem Kleiderschrank bevölkern. Mich damit abzufinden das die Zeit in Costa Rica vorbei ist und nie wieder kommen wird um ehrlich zu sein glaube ich das ich die Menschen die ich hier liebgewonnen habe nie wieder sehen werde vielleicht per Skype, aber ich werde sie wohl nicht nochmal besuchen, zu wertvoll ist die Zeit die ich mit ihnen hatte, ich möchte sie nicht zerstören in dem ich versuche sie zu wiederholen. Es wird also ein Abschied für immer.

Einige mögen vielleicht denken dieses Jahr hier ist ein Jahr Urlaub ohne Pflichten, mit Wochenenden am Strand und nebenbei noch einem netten grünen und sozialem Image.
Aber obwohl die Kultur der Costa Ricaner sehr entspannt ist habe ich doch einen viel höheren Druck auf mir Lasten, als in der Schulzeit. Ich habe die Erwartung an mich dieses Jahr voll auszunutzen, die Kultur kennen zu lernen, die Probleme dieses Landes zu entdecken, das Land zu bereisen, die wichtigsten Speisen zubereiten zu können, mich Zuhause einbinden, meine Kollegen bei der Arbeit zu unterstützen, Infos nach Deutschland zu tragen und in den Menschen hier ein bisschen mehr Umweltbewusstsein zu wecken. Ich möchte nicht die Einzige sein, die von diesem Jahr profitiert. Ich möchte, dass dieser Planet dadurch ein bisschen mehr geschützt wird und auch das die Menschen mit denen ich in Kontakt bin, dass Gefühle haben, durch die Anwesenheit einer ausländischen Freiwilligen eine Bereicherung zu erhalten. Ich sehe mich dazu verpflichtet eine gute Arbeit zu leisten, weil ich privilegiert bin, dass ein Teil meines Dienstes von der BMZ finanziert wird und viele Costa Ricaner die sich auch gerne ehrenamtlich engagieren würden, nicht die Möglichkeit dazu haben, weil sie ja auch irgendwo von Leben müssen und die Organisationen, die im Umweltbereich arbeiten, nur sehr wenig Geld haben um zu arbeiten und normalerweise erst recht kein Geld um Arbeiter zu bezahlen. Außerdem habe ich nicht nur Erwartungen an mich selbst, sondern auch meine Gastfamilie, meine Chefs bei der Arbeit, meine Entsendeorganisation Pro REGENWALD und die Leute die für mich spenden.
Mein Einsatz beschränkt sich deswegen nicht nur auf meine Arbeitszeit sondern auch in meiner Freizeit will ich Erwartungen erfüllen und das meiste aus der kurzen Zeit die ich habe herausholen.

Um zum Ende zukommen gibt es super viele Gründe zu bleiben und super viele Gründe nach Hause zurück zu kehren. Ich werde dieses Wochenende eine pro und kontra Liste schreiben, die verschiedenen Szenarien durchspielen und eine Kalkulation aufstellen, wie viel Zeit ich benötige um all das zu tun, was ich hier noch unbedingt machen möchte. Das kommt dem ein oder anderen vielleicht ziemlich verkopft vor aber meine Gefühlen spielen in dem allen eine wichtige Rolle und ich brauche das um mir darüber klar zu werden, was ich will und die Gewissheit zu haben, das ich eine begründete Entscheidung getroffen habe. So komme ich hoffentlich zu einem Ergebnis mit dem ich zufrieden seine werde.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen